Wozu?
Die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz bietet folgenden Nutzen:
Sinnstiftung:
Die Auseinandersetzung mit der GWÖ kann einer Organisation helfen, den
eigenen Sinn und Daseinszweck wieder zu finden: Was ist der Zweck des
Unternehmens und wie trage ich damit zum Gemeinwohl bei?
Organisationsentwicklung:
Der ethische 360-Grad-Blick schafft Bewusstsein, was ein Unternehmen
konkret tut und wie es in allen Bereichen ein höheres Maß an
Verantwortung und Werttreue leben kann.
Status quo-Erhebung und Kontrolle:
Mit dem Gemeinwohl-Bericht wird der aktuelle “ethische Status quo”
dokumentiert. Durch eine Peer-Evaluierung oder externes Audit erhält das
Unternehmen eine kritische Außensicht.
Transparenz gegenüber allen Berührungsgruppen:
Eine Gemeinwohlbilanz bietet umfassende Einblicke in ein Unternehmen und
kann helfen, neue KundInnen/MitarbeiterInnen zu gewinnen.
Pionierrolle:
Die Bilanz-Unternehmen
wirken aktiv an der Realisierung eines alternativen Wirtschaftssystems
mit.
Netzwerk und Synergien:
Mit der Erstellung erhält
das Unternehmen Zugang zu einem Netzwerk “Gleichgewillter” und kann mit
diesen umfassend kooperieren, vom Know-how-Teilen über Kredite bis zur
eigenen Währung.
Wie?
Im Gemeinwohl-Bericht wird anhand von 17 Indikatoren die gelebte
Gemeinwohl-Praxis beschrieben. Die Leitfrage für jeden Indikator
lautet: „Wie lebe ich den Wert im Kontakt mit der Berührungsgruppe?
Was wird in meinem Unternehmen konkret dafür getan?“
.
Dabei soll der Ist-Zustand so beschrieben werden wie er ist.
Punkte
Jeder Beitrag des Unternehmens zum Gemeinwohl, der über rechtliche
Verpflichtungen hinausgeht, wird mit Punkten positiv bewertet.
Man gibt dafür einfach den Prozentanteil an, den
man für diesen Indikator erfüllt. Vorbildliche Unternehmen erhalten maximal 1.000 Punkte. Zur ersten
Orientierung: Konventionelle Unternehmen würden mit ca. -100 bis 0
Punkten starten, die am weitesten fortgeschrittenen Unternehmen hatten
bisher zwischen 600 und 700 Punkten. Ziel ist eine kontinuierliche
Entwicklung in kleinen Schritten und damit eine “schleichende
Verwandlung” des Unternehmens von der Ich- zur Wir-Orientierung.
Auszug unseres GWÖ
Berichtes
Einige Punkte des Berichtes zum Hineinschnuppern...
Das Unternehmen und Gemeinwohl
Geführt durch unsere persönliche Erfahrung und Einstellung und im
Betreiben der Permakultur bekräftigt, sind uns umweltfreundliches
Handeln, Nachhaltigkeit, Respekt zu Natur, Mensch und Tier schon immer
wichtig gewesen.
Die Gemeinwohlökonomie hat uns vom Begriff her fasziniert. Sobald die
Kinder ein wenig größer waren und familiär alles seine Ordnung hatte,
haben wir uns weiter über die GWÖ informiert und fanden, die GWÖ-Bilanz
sei der richtige Weg für unsere Weiterentwicklung. Als Eltern/Großeltern
von 3 Kindern sehen wir es als Pflicht, nachhaltig und ehrlich zu
handeln, um unseren Kindern, aber auch Anderen, eine Zukunft auf einer
gesunden Erde zu gewährleisten.
Einige Schritte in Richtung GWÖ haben wir – fast ohne es zu wissen -
bereits gemacht, weitere notwendige Schritte wurden uns erst mit der
Auseinandersetzung mit dem Thema bewusst.
Als kleines Familienunternehmen haben wir auf die Gesamtwirtschaft kaum
Einfluss, aber wir können vielleicht andere Menschen und Unternehmen mit
unserem „anders Denken“ positiv bewegen. Wir bieten den „etwas anderen
Urlaub“.
Wir sind der erste touristische Betrieb in Gröden mit einer GWÖ-Bilanz
und sind zuversichtlich, von anderen gefolgt zu werden.
Ethisches Beschaffungsmanagement
A1.1 Berücksichtigung regionaler, ökologischer und sozialer Aspekte bzw.
höherwertiger Alternativen: 50%
Strom erhalten wir von einem untransparenten Großkonzern, jedoch
versuchen wir wo es möglich ist zu sparen: der Gast wird insbesondere
bei der stromzehrenden Sauna angeregt, mitzusparen und die Sauna selbst
auszuschalten, dafür hat er zeitlich mehr Flexibilität. Die
Außenbeleuchtung wurde zurückgestellt und einem Haus am Waldrand
angepasst. Die Lichter im Flur, Treppenhaus und Parkplatz sind mit
Bewegungsmeldern versehen.
Die Heizanlage funktioniert mit lokalen Holzpellets und in der privaten
Wohnung wurde 2014 ein Holzofen eingebaut, damit die Heizung außerhalb
der Saison ausgeschaltet werden kann.
Bei Büroartikeln, Reinigungsmitteln und Klopapier ist einiges zu ändern.
Was die Bauarbeiten betrifft, arbeiten wir mit kleinen Firmen aus der
Umgebung zusammen. Man kennt den „Chef“ persönlich und diesem wird v.a.
aus menschlichen Gründen das Vertrauen geschenkt. Es wurden lokale,
natürliche und qualitativ hochwertige Produkte ausgesucht: Holzböden,
Natur- und Vollholzmöbel, Lodenvorhänge, in Deutschland produzierte
Bettwäsche.
Wir haben eine nahe liegende “Wasserquelle” und diese möchten wir im
Weiler gemeinsam mit den Nachbarn auch in Zukunft erhalten.
Im Sommer teilen wir den Kräutergarten mit unseren Gästen, die sich nach
Bedarf Kräuter holen können. Je nach Jahreszeit wird etwas vom Garten
geschenkt. Es soll unter anderem auch eine kleine Anregung sein,
landwirtschaftliche Produkte auch mit wenig Fläche selbst anzubauen. Die
Mitarbeiter essen vorwiegend biologisch, wenn möglich lokal (bis zu
80%).
Ethisches Verkaufen
D1.1 Gesamtheit der Maßnahmen für eine ethische Kundenbeziehung
(ethisches Marketing + Verkauf): 65%
Das hauseigene Konzept wird von uns selbst gelebt. Es beinhaltet eine
ehrliche Kommunikation und das Anbieten einer gesundheits- und
naturbezogenen Dienstleistung.
Die Homepage wird selbst und sehr informativ gestaltet, zu Kosten die
wir uns leisten können. Das Gleiche gilt für das hausgemachte Prospekt.
Dies bewirkt weniger Kosten und mehr Flexibilität, da Informationen
leicht und schnell aktualisiert werden können. Beispielsweise konnten
wir nach der Strahlungsmessung sofort unser Haus als strahlungsarm auf
Prospekt und Homepage bewerben.
Das Hausgemachte und Bodenständige ist Teil unseres Konzeptes; auch die
Fotos wurden selbst gemacht und sind wahrheitsgetreu.
Bei den Angeboten und auch nach der Buchung werden detaillierte und
ehrliche Informationen gegeben.
Der Gast wird wertgeschätzt, man befindet sich auf gleicher Ebene und es
gibt einen persönlichen Austausch. Wir möchten mit dem Verkauf unserer
Dienstleistung auch eine neue Denkweise mitgeben und lernen selbst viel
von unseren Gästen.
Wir haben viele Stammgäste und neue Gäste kommen durch Mund zu Mund
Propaganda oder wegen der guten Bewertungen auf den Portalen hinzu. Oder
sie kommen einfach nur, weil Sie vorbeispazieren und ihnen das Haus und
die Lage
gut gefallen.
Wir haben uns vorgenommen, unsere Dienstleistung selbst zu verkaufen,
ohne die Hilfe von Reisebüros oder Buchungsportalen, die Provisionen
verlangen. Diese wirken global, fördern eine Wohlstandsspreizung und
minimieren jeglichen persönlichen Kontakt.
Unsere Mitarbeiter (Reinigungskräfte) bekommen leider nur wenig von
unserem ethischen Marketing/Verkauf mit.
Ökologische Gestaltung der Produkte und Dienstleistungen
D3.2 Suffizienz (Genügsamkeit): Aktive Gestaltung für eine ökologische
Nutzung und suffizienten Konsum: 50%
Das Haus bietet einen einfachen Lebensstil bzw. einen einfachen Urlaub,
gemütlich und sehr gesundheitsorientiert, aber ohne Luxus.
Suffizienz ist auch ein Prinzip der Permakultur, der von uns vorgelebt
wird.
Kurzfristige Ziele (1-2 Jahre)
1) Wir möchten die Kommunikation unter uns festigen und nach gemeinsam
besprochenen Konzepten und Ideen vorgehen. Dafür ist 4x im Jahr eine
Sitzung notwendig. Auch die Putzkräfte sollen mehr involviert werden,
unsere Lebensphilosophie kennenlernen und den tieferen Sinn unserer
Arbeit verstehen.
2) Durch
Information im Saunabereich über Wasser und deren Bedeutung möchten wir
anregen, mehr Wasser aus der Leitung (gutes Quellwasser) zu trinken und
auf gekaufte Produkte in Plastikflaschen zu verzichten.
3) Wir wollen auf Öko-Putzmittel umsteigen, wieder verwertetes Papier
benützen und für das Klopapier eine nachhaltige Lösung finden (erwägen
Klopapier aus Apfelresten).
4) Selbst
hergestellter Willkommengruß, aus den Permakultur-Produkten unseres
Gartens.
5) Ein kleines
Zeichen: den Putzkräften biologisches Obst für Zwischendurch zur
Verfügung stellen.
6)
Suche nach Informationen, wie und ob eine individuelle
Temperaturregulierung in den einzelnen Räumen der Wohnungen möglich ist.
7)
Mund zu Mund Propaganda durch Networkmarketing verstärken.
8) Ein Konzept ausarbeiten und eine Aktion starten, um unsere
gemeinwohlorientierten Zukunftspläne anhand einer zinsfreien
Finanzierung durch Berührungsgruppen bzw. durch unsere Gäste zu
unterstützen. |